Hand

Die menschliche Hand besteht aus 27 Knochen, 36 Gelenken, 39 Muskeln und zahlreichen straffen Bändern und Sehnen.
Dieser komplexe Aufbau ermöglicht die wohl wichtigste Funktion der menschlichen Hand: das Greifen.
Entscheidend dafür ist der Daumen.
Er kann den anderen Fingern derselben Hand gegenüber gestellt werden und mit jedem von ihnen eine Art Zange formen.
Ohne den Daumen wäre präzises Greifen deutlich schwieriger.
Das liegt auch daran, dass die Fingerkuppen besonders gut tasten können, die Seiten der Finger jedoch weniger.
Wie unverzichtbar die Hände im Alltag sind, stellt sich oft erst heraus, wenn sie nicht mehr voll einsatzfähig sind.
Hände bedienen Maschinen, schließen Türen, hantieren in der Küche und fangen den Körper bei Stürzen auf,
diese vielfältige Einsatzbereitschaft macht sie besonders anfällig für Verletzungen.
So ist der Handgelenksbruch, die „distale Radiusfraktur“, der häufigste Knochenbruch des Menschen.
Schmerzen in der Hand müssen nicht immer die Folge eines Unfalls sein.
Auch eine Erkrankung kann zugrunde liegen.
Zum Beispiel kann eine rheumatische Erkrankung zu einer Entzündung der Gelenke führen.
Oder die Gelenke der Hand sind aufgrund von Arthrose entzündet, versteifen und bereiten Schmerzen.
Ebenso verändert die Stoffwechselerkrankung Gicht die Fingergelenke schmerzhaft.

Carpaltunnel-Syndrom (CTS)

Ist eine der häufigsten Ursachen für Schmerzen und Beschwerden an der Hand.
Dieses Nerven-Engpass-Syndrom des Nervus medianus (Mittelnerv) entsteht am Handgelenk und äußert sich durch Schmerzen und motorischen Störungen an der Hand.
So kann häufig die Hand nicht mehr zu einer Faust geballt werden und die Feinmotorik leidet.
Die drei Hauptnervenstränge des Armes müssen auf ihrem Weg von der Halswirbelsäule in die Finger mehrere anatomische Engstellen passieren.
In den Durchgängen durch knöcherne Kanäle oder Muskeln und Sehnen können die Nerven aus verschiedenen Gründen gereizt werden und Schmerzen verursachen.
Auch Missempfindungen wie kribbelnde Finger oder Taubheit der Finger bzw. der Hand und Schwächegefühl treten als Symptome auf.

Die häufigsten Nervenengpasssyndrome sind das Carpaltunnelsyndrom (CTS) und das Ulnaris-Rinnen-Syndrom (Sulcus Ulnaris Syndrom).
Eine der anatomischen Engstellen am Arm ist der sogenannte Karpaltunnel im Handgelenk.
Durch den Karpaltunnel verlaufen die Beugesehnen der Hand zusammen mit dem Nervus medianus.
An den Seiten und am Boden begrenzen Handwurzelknochen diesen Tunnel.
Oben schließt das Karpalband den recht engen Karpaltunnel ab.
Kommt es zu einer Volumenvermehrung im Tunnel, so wird der empfindliche Mittelnerv gedrückt.
Hält der Druck an, kommt es zu einer schmerzhaften Reizung.
Ursachen für die Volumenvermehrung können Schwellungen an Hand oder Unterarm, Entzündungen der Sehnen, Knochenbrüche an der Hand oder Sehnenscheidenentzündungen sein.

Symptome/Beschwerden

Ein typisches Anzeichen für das CTS ist im frühen Stadium das nächtliche Einschlafen der Finger (Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger).
Stärkere Schmerzen treten erst später auf.
Diese können dann bis in den Arm und die Schulter hinaufziehen.
Am Morgen sind die Finger häufig geschwollen und steif.

Diagnose

Untersuchung
Röntgen
NLG-Messung (Messung der Nervenleitgeschwindigkeit)

Konservative Therapie

Nachtlagerungs-Schiene
Entzündungshemmende Medikamente
Infiltrationen

Operative Therapie

Können durch die konservative Therapie die Beschwerden nicht gebessert werden, so ist eine Operation notwendig.
Diese Operation erfolgt meistens ambulant in Lokalanästhesie.
Durch einen kleinen ca. 3cm messenden Hautschnitt im Bereich des Handgelenkes wird das sogenannte Retinaculum flexorum (Karpalband) dargestellt und gespalten.
So wird dem Nerven wieder Platz gegeben.
Abhängig von der Dauer und Schwere der Nervenkompression erfolgt die Erholung und Regeneration des Nerven.

Sulcus ulnaris-Syndrom

Unter dem Sulcus-ulnaris-Syndrom versteht man die Einengung des Ellennervs in seiner knöchernen Rinne auf Höhe des Ellenbogens.
Da der Ellennerv sowohl Gefühls-(sensible) als auch Kraft-(motorische) Fasern beinhaltet, können sowohl Gefühlsempfinden als auch Kraft bzw. Beweglichkeit beeinträchtigt sein.
Aus unbekannten Gründen wird das bindegewebige Dach des Kubitaltunnels straff und komprimiert den Nerven.
Begünstigende Faktoren sind: Diabetes mellitus, Übergewicht, rheumatische Erkrankungen, vorausgegangene Verletzungen oder Überlastung durch einen intensiven Armeinsatz.

Symptome/Beschwerden

Typische Symptome sind:
Kribbelparästhesien (“Ameisenlaufen”)
Taubheitsgefühl und Schmerzen im Bereich des Klein- und Ringfingers
Kraftminderung in der Hand der betroffenen Seite (zunächst Ungeschicklichkeit/Kraftlosigkeit der Hand, z.B. fallen Dinge aus der Hand,
einfache Handlungen wie z. B. das Aufschließen der Tür sind nur noch schwer oder gar nicht mehr möglich).
Erst in einem späten Stadium vollständige Ausbildung der sogenannten „Krallenhand“.

Diagnostik

Schilderung des Patienten Untersuchung
Elektrophysiologische Untersuchung (NLG/EMG) Ev. Nervensonographie

Konservative Therapie

Ist nur bei der leichten Form des Kubitaltunnelsyndroms zu empfehlen, z.B. wenn nur Kribbeln und gelegentlich ein leichtes Taubheitsgefühl vorhanden sind.
Hier ist eine nächtliche Ruhigstellung mit einer Ellenbogengelenksschiene mit guter Polsterung von der Mitte des Oberarmes bis zur Hand und mit ca 30° Beugung am Ellenbogen zu empfehlen.
Bei ausgeprägter Taubheit oder sogar schon aufgetretener Schwäche droht dauerhafte Schädigung des Nervs und der kleinen Handmuskeln, wenn die Ursache der Schädigung nicht beseitigt wird.

Operative Therapie

Mit der Operation wird die Einengung des Nervus ulnaris im Kubitaltunnel am Ellenbogengelenk beseitigt. Es gibt zwei Methoden der operativen Entlastung des Nervs:
Alleinige Dekompression des N. ulnaris
Subkutane/submuskuläre Vorverlagerung des N. ulnaris
Welches Verfahren zur Anwendung kommt wird in der Zusammenschau aller Untersuchungsergebnisse getroffen.

Arthrose des Daumensattelgelenks (Rhizarthrose)

Das Daumensattelgelenk sitzt direkt an der Daumenbasis, in unmittelbarer Nähe des Handgelenks.
Es verbindet das Vieleckbein (ein Knochen der Handwurzel) mit dem ersten Mittelhandknochen.
Der Mittelhandknochen ist wiederum über ein Gelenk mit dem Daumen verbunden.
Die Rhizarthrose zählt zu den häufigsten degenerativen Erkrankungen der Hand.
Es treten starken Schmerzen, vor allem bei Dreh- und Greifbewegungen auf (z.B. beim Drehen eines Schlüssels im Schloss).
Es kommt auch zu Druckschmerzen, Kraftverlust, sowie dem Gefühl von Instabilität.
In der Regel sind beide Daumengelenke von der Rhizarthrose betroffen.
Oftmals treten die Verschleißerscheinungen auch zusätzlich an anderen Fingergelenken auf (Polyarthrose).

Konservative Therapie

Schmerz und entzündungshemmende Mittel
Tragen einer Schiene zur Entlastung und Stabilisierung des Gelenks
Infiltration von Kortison direkt in das Gelenk
Physikalische Therapie

Operative Therapie

Zeigen konservative Methoden nicht die erwünschte Wirkung, kommt ein operativer Eingriff infrage, um Schmerzen zu lindern und den Daumen wieder funktionsfähig zu machen.
Ich wende v.a. die sogenannte Trapezektomie mit Suspensionsplastik (Resektions-Suspensions-Arthroplastik nach Weilby) an.
In Plexusanästhesie oder Vollnarkose wird zunächst ein kleiner Hautschnitt über dem Vieleckbein gemacht und der kleine Knochen entfernt, um anschließend einen Sehnenstreifen einer benachbarten Sehne einzusetzen.
Diese dient als Aufhängung des Daumengelenks und sorgt für eine ausreichende Beweglichkeit.

Nachsorge

Unmittelbar nach dem Eingriff wird die Hand mithilfe einer Spezialschiene für 5 Wochen ruhiggestellt. Ab dem 1 postoperativen Tag sollen einfache Fingerübungen durchführt werden.
Nach fünf Wochen ist keine Schiene mehr erforderlich.
Danach sollten ambulante Physiotherapie und eigenständiges Üben zu Hause durchgeführt werden.

Fingergelenksarthrose

Die Arthrosen der Fingermittel und – Endgelenke sind sehr häufig.
Sie können entweder isoliert auftreten oder aber im Rahmen einer sogenannten Polyarthrose (eine Arthrose, die mehrere Gelenke betrifft).
Meistens liegt bei einer solchen Gelenkzerstörung eine entzündliche Ursache vor (z. B. eine rheumatoide Arthritis).
Eine Arthrose ist eine Abnutzung und führt letztlich zu einer Zerstörung des Gelenkknorpels, was mit Schwellungen, Bewegungseinschränkung und Schmerzen einhergeht.
Die Ursache ist unklar, es gibt aber familiäre Häufung von Arthrosen an den Händen die für eine genetische Veranlagung sprechen.

Symptome/Beschwerden

Bei der Arthrose kommt es zur Schwellung der betroffenen Gelenke, häufig auch zu Schmerzen und zu einer Bewegungseinschränkung.
Im Anfangsstadium können sich diese Symptome von selber wieder bessern, sie treten aber in der Regel wieder auf, dann meist auch in kürzeren Intervallen.
Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu einer erheblichen Bewegungseinschränkung mit damit verbundenen Schmerzen kommen.
Selten gibt es Formen dieser Arthrose, bei der die Finger spontan einsteifen und so schmerzfrei werden.

Diagnose

Blickdiagnose
Röntgen

Konservative Behandlung

Im Anfangsstadium, wo vor allem die entzündliche Veränderung im Vordergrund steht, können abschwellende Medikamente oder lokal wirkende Kortisoninfiltrationen für eine bestimmte Zeit Beruhigung bringen.
Leider können diese Arthroseformen nicht geheilt werden.
Ist ein Gelenkknorpel einmal abgenutzt, erholt er sich nicht mehr.
Bei fortgeschrittener Gelenkzerstörung, Bewegungseinschränkung und Schmerzen kann eine Operation eine sehr gute Alternative darstellen.

Operative Behandlung

Die Fingergrund- und – mittelgelenke stellen wichtige Elemente in der Gesamtbeweglichkeit eines Fingers dar. Wenn immer möglich bevorzugen wir deshalb einen bewegungserhaltenden Eingriff.
Hier haben sich Silikonkunstgelenke (Swanson-Spacer) als Operationsverfahren der Wahl herausgestellt. So bleibt eine gewisse Beweglichkeit erhalten, was mit der Schmerzbefreiung eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität bedeutet.
Nur in Ausnahmefällen (z. B. im Rahmen einer entzündlichen Zerstörung des Gelenks) wird eine Gelenkversteifung in einer funktionell günstigen Position durchgeführt.
Die Fingerendgelenke werden dagegen meistens versteift.

Schnellender Finger (Tendovaginitis stenosans)

Der schnellender Finger (Schnappfinger) ist eine der häufigsten Funktionsstörungen der Hand.
Bei dieser Störung ist das Gleiten der Beugesehnen in der Beugesehnenscheide eingeschränkt.
Das geht mit einem Schnappen des Fingers einher, das der Erkrankung auch den Namen gibt.
Liegt eine Sehnenscheidenentzündung oder eine chronisch verdickte Sehne vor, kann dies mehrere Ursachen haben:
Überlastung und einseitige Bewegungsabläufe
Fehlhaltungen
Rheumatoide Arthritis
Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus oder Gicht
Karpaltunnelsyndrom
Genetische Disposition (Veranlagung)
Altersbedingte Abnützung

Konservative Therapie

Entzündungshemmende Medikamente
Infiltration mit Cortison
Lindert häufig nur vorübergehend die Beschwerden

Operative Therapie

In Lokalanästhesie erfolgt ein kleiner Hautschnitt über dem betroffenen Ringband in der Hohlhand.
Anschließend wird das Ringband dargestellt und gespalten um die Sehne zu entlasten.
Der Finger kann unmittelbar nachher bewegt werden.

Dupuytren´sche-Kontraktur

Ist eine gutartige Erkrankung des Bindegewebes, die die Hohlhand betrifft.
Sie beginnt meist mit der Ausbildung von Knötchen in den Handinnenflächen, die aus kollagenbildenden Zellen bestehen.
Im Verlauf sammelt sich immer mehr Kollagen an, sodass sich unter der Haut Stränge bilden.
Durch Schrumpfung der Stränge kommt es zur Einkrümmung der Finger in den Grund- und Mittelgelenken.
Am häufigsten sind Ring- und Kleinfinger betroffen.
Anfänglich sind die Strang- und Knotenbildung nur ein kosmetisches Problem.
In den späteren Stadien kommen Funktionseinschränkungen und Schmerzen hinzu.
Die Ursache dieser Erkrankung ist nicht bekannt, sie tritt aber oft familiär gehäuft auf.

Konservative Therapie

Infiltration mit Cortison
Bewegungs – und Dehnungsübungen für die Hand

Operative Therapie

Ist bei ausgeprägtem Befund und funktioneller Beeinträchtigung der Hand notwendig.
Über einen Hautschnitt in der Hohlhand wird das erkrankte Bindegewebe entfernt.
In fortgeschrittenen Stadien sind zusätzliche Gelenklösung, Gelenkversteifung oder auch lokal Hautlappenplastiken notwendig.
Rezidive nach operativer Entfernung der Stränge treten nur in weniger als 5 % auf.